Quantcast
Channel: Sicherheit vernetzt » Bundeswehrreform
Viewing all articles
Browse latest Browse all 2

Die demographiefeste, finanzierbare, modulare, skalierbare und flexible Einsatzmarine zu Wasser, zu Land und in der Luft

$
0
0

Thomas Wiegold hat am gestrigen Freitag dankenswerterweise diverse Dokumente zur Feinausplanung der Bundeswehr auf Augen Geradeaus! zum Download bereitgestellt. Ohne Heer, Luftwaffe, SKB und andere OrgBereiche in ihren Bedeutungen beschneiden zu wollen, möchte ich aus persönlichen Neigungen heraus einige Gedanken zur zukünftigen Marine aufgreifen. Bezug nehme ich auf folgende Dokumente:

Wie nachzulesen ist, sind die hier vorgelegten Feinausplanungen noch nicht beschlossen. Die Abstimmung zu Schnittstellten außerhalb der Marine sowie die Ausplanung eines detaillierten Personalstrukturmodells müssen noch erfolgen. Der richtungweisende Charakter dieser Planungen ist allerdings unverkennbar. Unverkennbar ist auch das Streben nach einer schnellen zeitlichen Umsetzung der Planungen.

“Der weitere zeitliche Ablauf innerhalb der Marine stellt sich wie folgt dar: Am 1. April 2012 werden die Führungsstäbe aufgelöst. Der Führungsstab Marine nimmt dann keine ministeriellen Aufgaben mehr wahr. Er wird zum „Stab Inspekteur Marine“ umgewandelt. Dieser wird bis zum 1. Oktober gemeinsam mit dem heutigen Marineamt und Flottenkommando zum Marinekommando in Rostock überführt, das seine Aufgaben ab diesem Zeitpunkt aufnehmen soll. Zeitgleich wird das Marineunterstützungskommando (MUKdo) in Wilhelmshaven aufgestellt. Alle weiteren Umsetzungsmaßnahmen im Rahmen der Neuausrichtung folgen dann spätestens ab 2013.”

Grob kann man zusammenfassen, dass die Marine straffer organisiert, rationalisiert, verschlankt und aufgrund vorgegebener personeller Verkleinerung innovativer gestaltet werden soll. Der Inspekteur der Marine verliert, wie angekündigt, seine ministeriellen Aufgaben und führt den neu einzurichtenden Führungsstab (MarKdo) in Rostock. Eine nachgeordnete Führungsebene fällt weg.

“Die neue Struktur der Marine konzentriert maritime Expertise in  einer flachen Führungsstruktur. Unter Verzicht auf eine Zwischenebene werden Aufgaben, Kompetenz und Verantwortung in einem integralen Marinekommando gebündelt. Hierzu gehören auch das „Maritime Operations Center“ und der sogenannte Fleet Entry Point, von dem aus der Flottenbetrieb gesteuert wird.”

Das Marinekommando selbst untergliedert sich in die 5 Abteilungen Einsatz, Planung, Personal/Ausbildung/Organisation, Einsatzunterstützung und Marinesanität. Neu geschaffen wird ein Marineunterstützungskommando (MUKdo), welches in seinen Kompetenzen noch nicht in voller Schärfe umrissen ist, da beispielsweise das Bundesamt für Ausrüstung und Nutzung noch mit hineinspielt. Insgesamt erhofft man sich dadurch ein gutes Maß an Effizienzsteigerung in der Planung.

“Das neu entstehende MUKdo führt die marineinternen Prozesse der Betriebs-, Einsatz- und Führungsunterstützung zusammen. In ihm werden auch die Prüfungen zur Einsatzfähigkeit des in der Marine genutzten Materials vor dessen Indienststellung durchgeführt. Darüber hinaus erstellt das MUKdo die logistische und betriebliche Bedarfsplanung und verantwortet die zeitgerechte Bereitstellung aller materiellen Einsatzunterstützungsleistungen inklusive der Führungsunterstützung. Es gliedert sich in die Abteilungen Einsatzunterstützung und Prüfaufgaben, Betriebsunterstützung Technik/Logistik sowie Führungsunterstützung. Für Querschnittsaufgaben, wie zum Beispiel IT-Koordination Marine, wird die selbständige Gruppe Zentrale Angelegenheiten/Querschnittsaufgaben aufgestellt.”

Die ca. 55 fahrenden Einheiten verbleiben in 2 Einsatzflottillen, die Marineflieger kommen in ein Kommando in Nordholz, die 4 Schulen unterstehen dem MarKdo, EAZS, Schiffahrtsmedizinisches Institut und andere verbleiben gesondert. Insgesamt soll die Marine damit stärker für den Einsatz geführt werden. Beitragen sollen dazu auch modulare, jederzeit einschiffbare Einsatzstäbe mit einem Verbandsführer in jeder Flottille, sodass zusammen mit dem Einsatzstab im Marinekommando insgesamt drei Einsatzstäbe etabliert werden. Zusätzlich sollen die altbekannten Planungen zu Mehrbesatzungmodellen, höherer Durchhaltefähigkeit und Intensivnutzung durchgesetzt werden.

“Neben Mehrbesatzungsmodellen und Intensivnutzung des Materials ist die Aufgabenwahrnehmung nach den VPR mit einem abgestuften Durchhaltevermögen in der Spannbreite von Krisenmanagement, Kampf gegen einen militärischen Gegner bis hin zur kurzfristigen Reaktion zu differenzieren. Die Marine konzentriert sich in erster Linie auf die Sicherstellung der Einsatzverpflichtungen und die Befähigung, in multinationalen Operationen Führungsverantwortung übernehmen zu können.”

Zur Marineinfanterie und den Spezialkräften ist zu sagen, dass innerhalb der Einsatzflottile 1 ein eigenständiges Kommando Spezialkräfte der Marine (KSM) etabliert werden soll sowie ein neues Seebatallion für die Aufgabenbereiche Boarding und Vessel-Protection. Inbegriffen sind auch eine Küstenkompanie und eigene Ausbildungskapazitäten. Hier eröffnet sich dem aufmerksamen Leser ein besonders richtungweisendes Detail:

“Ein Strandmeisterzug wird zunächst personell nur sehr rudimentär aufgestellt, um Expertise für den „gesicherten Seetransport“ aufzubauen, der mit der Einführung der Joint Support Ships Ende des Jahrzehnts beginnen soll.”

Das ist, klammert man die etwas anders gearteten Mehrzwecklandungsboote aus, Neuland. Man rechnet also fest mit der Einführung einer solchen Einheit in der Deutschen Marine (über das Für und Wider eines Joint-Support-Schiffs in der Deutschen Marine werde ich in nächster Zeit einmal referieren).

Insgesamt wird sich also einiges tun in den nächsten Monaten und Jahren. Die Marine wird noch stärker als zuvor für den Einsatz und die Bündnisbeteiligung positioniert. All dies mit weniger Personal, weniger Einheiten und weniger Geld. Der eingeschlagene Weg scheint mir dennoch ein sinnvoller zu sein. Man wird darauf achten müssen, dass die Intensivnutzung nicht zur Materialüberlastung unserer Schiffe und Boote führt. Ebenso muss sich die heutzutage leider oftmals mangelhafte Personalplanung in den Flottillen in Richtung Mehrbesatzungskonzepte verbessern, ohne ein Absinken des Ausbildugnslevels zur Folge zu haben. Die langfristige Planung von neuen Mehrzweckkampfschiffen und weiteren Korvetten, die noch modularer aufgebaut sein sollen, gehen in die richtige Richtung.

Die Marine bildet einen wichtigen Teil der Kompetenzen, die die BRD in ihre Bündnisse einfließen lassen kann. Realistisch muss man allerdings auch anerkennen, dass die maritime Komponente Deutschlands im internationalen Vergleich nicht maßlos überschätzt werden sollte.


Viewing all articles
Browse latest Browse all 2